Aufzuchtkästchen zum Einhängen ins Aquarium
Es stellt immer wieder ein Problem dar, den Nachwuchs im
Gesellschaftsbecken oder auch im Zuchtaquarium geeignet groß zu bekommen. Sei es, dass die Jungfische vor den Eltern oder den anderen
Beckeninsassen geschützt werden müssen oder auch ganz gezielt gefüttert werden
müssen. Ein separates Aufzuchtbecken ist für manche Arten auch nicht optimal, da
die Wasserwerte und auch die Einflüsse dort anders sind, als eben im
Elternbecken. Handelsübliche Einhängekästchen haben meist einige
Nachteile und sind größtenteils einfach zu klein. Die sogenannten „Fischmarterkästen“, in den z.B.
Lebendgebärende ihre Jungfische absetzen sollen, haben derart große Schlitze,
durch die z.B. Mollys und Schwertträger problemlos die Jungfische heraussaugen
können. Einzig das Modell von KDA hat anstatt dieser Schlitze eine recht feine
Perforation und ist somit ganz gut geeignet. Bei den Netzvarianten können sich
Jungfische dagegen hinter den Gestängen einklemmen. Allesamt sind mit einer
Grundfläche von etwa 10 x 15 cm und dies ist bei bodenorientierten Fischen wie
etwa Sturisoma- oder Loricaria-Arten recht klein. Aus dem Internet kam dann ein Hinweis, dass IKEA einen
Behälter hat, der relativ einfach zu einem Einhängekästchen umgebaut werden
könnte. Den Versuch war es wert und es hat sich also wirklich tauglich erwiesen.
Mit einer Grundfläche von ca. 15 x 20 cm auch deutlich größer, als die
handelsüblichen Kästchen. Ohne Umbau sind diese Boxen auch recht gut als
Fischtransportboxen geeignet, da sie einen dichten und leicht verschließbaren
Deckel besitzen. Erster Schritt war also der Besuch beim nächsten IKEA. Die
empfohlene Box „Krus“ war schnell gefunden. Diese gibt es in drei Größen, die
mit Trennern noch in drei Abteilungen aufgeteilt werden können. 24 x 14 x 10 cm,
24 x 19 x 7 cm – beide mit je 1,9 Liter Inhalt ( beide 4,99 Euro) und unser
Favorit 24 x 19 x 13 cm (je L x B x H) mit 3,6 Liter Inhalt für 5,99 Euro.
„Krus“, das zukünftige Aufzuchtkästchen von IKEA Zunächst mussten Versuche wegen der Schwimmkörper gemacht
werden. Ich versuchte es mit Styropor, das ich auf 4 x 4 cm und der Länge der
Schmalseite zu recht schnitt. Es stellte sich heraus, dass auch ein Querschnitt
von 2 x 4 cm ausreichend ist.
Der Zuschnitt von Styropor ist mit einem Cuttermesser
problemlos möglich In die Seitenflächen sollten Bohrungen eingebracht werden,
um das durch den Filter eingebrachte Wasser wieder ins große Becken zurück zu
führen. Es sollte nicht allzu chaotisch aussehen und daher wurde erst einmal
eine Vorlage aus Karton erstellt.
Der freie Raum unterhalb der zukünftigen Schwimmkörper wird
mit einem Karton abgenommen. Auf diesen Karton wurde nun ein Raster aufgezeichnet, deren
Rasterabstand ich auf ungefähr einen Zentimeter auslegte. Natürlich kann man
durchaus andere Rasterabstände wählen, es sollte nur ein genügender
Wasseraustausch gewährleistet werden – und je mehr, desto besser. Um an jeden dieser Kreuzungspunkt mit einem dünnen Edding
eine Markierung auf die Seitenwand des Kästchens zu bringen, war es zunächst
notwendig, diesen Karton an den entsprechenden Stellen zu perforieren. Dies
geschah mit einem mittelgroßen Uhrmacherschraubenzieher.
Durch die vorher in die Vorlage gestochenen Löcher können mit
einem dünnen Edding die zukünftigen Bohrungen angezeichnet werden Das Bohren erfolgt mit einem Akkuschrauber und einem 2
mm-Bohrer. Viel größer dürfen die Bohrungen nicht sein, damit sich die
Jungfische auf ihren Erkundungstouren nicht in die Bohrungen verirren und
möglicherweise stecken bleiben. Das weiße Tuch als Untergrund dient nicht nur
als Foto-Hintergrund, sondern ist auch recht nützlich, um die Bohrspäne
aufzufangen und diese dann einfacher zu entsorgen.
Das Bohren sollte mit kleiner Geschwindigkeit erfolgen,
damit der Kunststoff nicht beim „Durchschießen“ des Akkuschraubers Risse bekommt Durch das Bohren entsteht ein teilweise recht scharfer
Grad, der zum Schutz der Jungfische unbedingt entfernt werden sollte. Dazu wird
einfach ein Bohrer mit einem größeren Durchmesser (etwa 5 mm) einfach mit der
Hand ein paar Mal in der Bohrung gedreht. Dies geht bei den 135 Bohrungen pro
Seitenwand und damit 270 Bohrungen pro Kästchen in dieser Vorstellung etwas auf
das Handgelenk und daher empfiehlt sich ein Handgelenkschutz, um die Sehnen
etwas zu schützen.
Ein bis zwei Drehungen per Hand reichen meist, den Grad
vom bohren zu entfernen
Das fertig gebohrte Kästchen. Die Bohrungen sind
zumindest halbwegs in Reih und Glied angeordnet
Mit Aquariensilikon werden die Schwimmkörper angeklebt
Zum Trocknen sollte das Kästchen auf den Kopf gestellt werden
und nach ca. 24 Stunden ist das Silikon ausgehärtet Nun muss noch die Wasserversorgung gebaut werden. In unseren Aquarien haben sich besonders die Sera-Filter
der F-Reihe bewährt. Diese bestehen aus einer Filterpatrone ohne Gehäuse und
einem Pumpenkopf, dessen Leistung einstellbar ist. Für diese Konstruktion nahm
ich einen F-400 Filter, dessen Leistung dafür vollkommen ausreichend ist.
Bewährt und einstellbar – der Sera-Filter F 400 Natürlich muss das Wasser auch irgendwie vom Filter ins
Kästchen gelangen. Idealerweise geschieht die Wasserzuführung von oben in das
Kästchen.
Durch 90°-Winkel und Kunststoffrohre kann das
ausströmende Wasser entsprechend ins Aufzugskästchen geleitet werden Meist gibt es keine fertigen Ausströmerröhren, aber die
Anfertigung ist auch nicht weiter schwer.
Zunächst wird ein Hobby-Plast-Rohr mit entsprechendem
Durchmesser mit einer kleinen Eisensäge auf Länge geschnitten
Erinnerung an Advent – mit einer Kerze wird das Ende des
Rohres erwärmt
Mit einer Kombizange wird das Rohr zugedrückt. Für die Bohrungen erweisen sich die Griffe der Kombizange
als einfacher Schraubstock. Das Rohr wird leicht in die Griffe eingedrückt und
kann sich beim Bohren nicht wegdrehen. Nicht jeder hat schließlich einen
Schraubstock zu Hause.
Für die Öffnungen im Ausströmerauslauf haben sich 3
mm-Bohrung gut bewährt
Alle Bohrungen müssen in einer Reihe mit gleichem Winkel
gebohrt werden, um einen gleichmäßigen Wasserfluss zu gewährleisten Nun bleibt nur noch übrig, sich eine Lösung einfallen zu
lassen, das Kästchen auch an einer bestimmten Stelle im Aquarium zu befestigen,
um die ständige Wasserzufuhr auch zu gewährleisten. Da diese Kästchen oben
einen, etwa 1 cm breiten Rand aufweisen und ich diesen nicht entfernen wollte,
kam ein Algenmagnet zur Fixierung nicht in Frage. Durch die Schwimmkörper
braucht diese Befestigung auch keine Last zu halten. Die Lösung war ein
doppelseitiger Sauger.
Ideal zur Fixierung geeignet – der Doppelsauger Der letzte Schritt war dann das Einbringen ins Aquarium und
Umsiedelung der bisher im normalen Aufzugskästchen befindlichem Nachwuchs.
Das Kästchen im Einsatz
Text und Fotos: Bernd Poßeckert
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